Magistrat der Stadt Marburg:

"Gutachten empfiehlt viel Grün - Hasenkopf im Einklang mit der Vogelwelt möglich"

Das aktuelle Vogelgutachten kann man lesen unter:

 

www.marburg.de/wohnenimwesten

 

# Fachgutachten Avifauna


Marburg-Ockershausen "Hasenkopf":        Stadt Marburg plant neues Wohngebiet

Foto: Stadt Marburg

Die NABU Gruppe Marburg überarbeitet zur Zeit in einer  AG ihre

Stellungnahme zur Bebauung "Hasenkopf".

Sobald  diese Stellungnahme in der Endfassung vorliegt veröffentlichen wir sie hier auf dieser Seite.

 

Als eine grundlegende Information stellen wir das Positionspapier des NABU-Bund zur Diskussion:


 

www.nabu.de:

 

Das Null-Hektar-Ziel: Es bleibt viel zu tun

 

Wie sieht nachhaltige Stadtentwicklung aus?

 

 

In Deutschland wird zu viel Fläche verbraucht: täglich rund 60 Hektar Landschaft für Gewerbe, Wohnungsbau, Verkehr und Erholungsflächen. Das entspricht etwa einem Einfamilienhaus pro Minute. Dagegen dauert es 2.000 Jahre, bis zehn Zentimeter fruchtbarer Boden entstehen.

 

Boden und Fläche sind wertvolle und endliche Güter. Deshalb müssen wir deutlich weniger davon „verbrauchen“, wenn wir nachhaltig handeln wollen. Aus Sicht des Naturschutzes sollten überhaupt keine weiteren Flächen mehr versiegelt werden. Denn oftmals sind das fruchtbare Böden für die Landwirtschaft oder natürliche Flächen in der Landschaft.

Das Problem des Flächenverbrauchs wird durch den Anstieg der Wohnfläche pro Kopf verschärft. Denn es gibt zunehmend mehr Ein-Personen-Haushalte und auch der individuelle Flächenbedarf steigt immer weiter. Aber anstatt in dieser Situation bisher unbebaute Baugrundstücke in den Städten für neuen Wohnraum zu nutzen, wird vermehrt auf dem Land gebaut, sogar in Regionen, die wegen der schrumpfenden Bevölkerungszahlen gar keine neue Wohnfläche bräuchten. Das führt zu einem viel zu großen und keineswegs nachhaltigen Flächenverbrauch.

 

Nachhaltiges Handeln ist ein wichtiges und drängendes Thema. Gerade der „Flächenverbrauch“ ist ein gutes Beispiel, um zu zeigen, wie Nachhaltigkeit konkret umgesetzt werden kann – und dass es manchmal keine einfache Lösungen und sogar Zielkonflikte gibt.

 

 

 

Städte gut entwickeln – so grün wie möglich, so dicht wie nötig

 

Durch die Versiegelung von Flächen werden Lebensräume zerschnitten, der Grundwasserhaushalt ist beeinträchtigt und auch die Luftschadstoff- und CO2-Emissionen steigen, da neue Siedlungen und Verkehrsflächen mehr Verkehr verursachen. Und in Städten überhitzen Stadtviertel, weil die Verdunstungskälte unversiegelter Flächen fehlt.

Schon seit vielen Jahren beschäftigt sich der NABU mit dem Thema Siedlungsentwicklung. In zahlreichen Projekten versuchen wir, Lösungen und Auswege für die Probleme vor allem der flächenfressenden Städte zu finden. Neben unserem alternativen Ansatz zur Grundsteuer – hier fordern wir eine reine Bodenwertsteuer – haben wir uns besonders mit der „Doppelten Innenentwicklung“ als Lösungsansatz für das Problem des Flächenverbrauchs in der Stadt befasst.

 

Hamburger Grünmodell könnte Lösung für viele Städte sein

 

Der NABU Landesverband Hamburg hatte nach seiner Volksinitiative „Hamburgs Grün erhalten“ lange mit dem Hamburger Senat verhandelt und im Mai 2019 ein gutes Modell für den Erhalt der städtischen Natur vorgestellt. Bundesweit schlägt Hamburg damit als erste Großstadt einen neuen Weg ein, der eine Verbindung zwischen Grünerhalt und Siedlungsentwicklung tatsächlich ermöglicht.

Das sogenannte Hamburger Grünmodell könnte ein Lösungsansatz für zahlreiche Städte in Deutschland sein, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben.

 

 

Mehr zum Hamburger Grünmodell

 

Volksinitiative "Hamburgs Grün erhalten"

 

Geschafft! Die NABU-Initiative verhandelt erfolgreich mehr Flächenschutz und die Verbesserung der Naturqualität. Der Grünerhalt basiert auf drei Säulen.

 

 Mehr → www.nabu.de/ versiegelung

 

Mit der Volksinitiative „Hamburgs Grün erhalten“ setzte sich der NABU dafür ein, Stadtentwicklung, Grünerhalt und Grünentwicklung in einer wachsenden Stadt sinnvoll zu verknüpfen. Dazu hat der NABU mit den Regierungsfraktionen der Bürgerschaft 2019 einen „Vertrag für Hamburgs Stadtgrün“ ausgehandelt. Der rot-grüne Senat hat diesen am 22.6.2021 beschlossen und unterzeichnet. Der Vertrag gilt für das gesamte Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg (nicht nur innerhalb Ring 2)...

 

Dauerhafter Schutz von wertvollen Flächen

 

Nach zahlreichen Verhandlungen einigten sich Vertreter der Regierungsfraktionen und des NABU Hamburg auf mehr Grünschutz und einen Rahmen, in dem Siedlungsentwicklung weiter möglich ist.

Für den Naturschutz in Hamburg erreicht der NABU zwei entscheidende Erfolge: den dauerhaften Schutz von wertvollen Flächen und die Verbesserung der Naturqualität.

Konkret erhält der Hamburger Senat durch die Hamburger Bürgerschaft die Zielvorgabe, dass die Gesamtfläche aller Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiete (NSGs und LSGs) erhalten bleibt. Darüber hinaus darf auch der Anteil aller Flächen aus dem Bioptopverbund nicht mehr sinken. Der NABU hat besonders für diese Festschreibung gestritten, da diese Flächen eine bedeutende Funktion für das Ökosystem haben. Damit sind gut 30 % der Fläche Hamburgs in Zukunft geschützt. Ebenso gibt es die Zusicherung, dass alle Flächen der Kategorie Grün- und Erholungsanlagen vor Bebauung grundsätzlich geschützt sind und zusätzlich neue öffentlich zugängliche Flächen geschaffen werden. Der verhandelte Flächenschutz ist ein Gewinn für ein grünes Stadtbild – auch in Zukunft.

 

Bundesweit schlägt Hamburg als erste Großstadt einen richtungsweisenden Weg ein, mit dem eine Verbindung zwischen Grünerhalt und Siedlungsentwicklung tatsächlich möglich ist.

 

Alexander Porschke (Vorsitzender des NABU Hamburg)

 

Ein großer Gewinn für Hamburgs Natur ist zudem, dass die Naturqualität kontinuierlich und im ganzen Stadtgebiet in konkreten Zahlen gezielt verbessert werden soll. Geeinigt wurde sich darauf, dass der Naturwert langfristig in NSGs steigen muss, während er gleichzeitig im restlichen Stadtgebiet nicht sinken darf. In der Praxis kann dies durch verschiedene Instrumente erreicht werden: die Entwicklung von Naturschutzgebieten, das Anlegen von Blühwiesen in Parks sowie der Renaturierung von Stadtbächen und die Pflege von naturnahen Wäldern. Positive Effekte können auch durch extensivierte Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen erzielt werden.

Alexander Porschke, Vorsitzender des NABU Hamburg, ist zuversichtlich, dass mit der jetzt vorliegenden Einigung die Zukunft für Hamburgs Natur gesichert ist. „Wir haben lange und intensiv verhandelt und das hat sich auch gelohnt. Bundesweit schlägt Hamburg als erste Großstadt einen richtungsweisenden Weg ein, mit dem eine Verbindung zwischen Grünerhalt und Siedlungsentwicklung tatsächlich möglich ist. Die Stadtnatur wird ökologisch aufgewertet, Artenvielfalt und Lebensqualität bleiben erhalten. Gleichzeitig haben wir uns auf eine Flexibilität beim Flächenschutz geeinigt. So bleibt Raum für die Stadt sich zu entwickeln - mit Augenmaß.“

 

 

Balance zwischen Siedlungsentwicklung und Naturschutz

 

Der Kerngedanke der Einigung ist, dass eine langfristige Siedlungsentwicklung, auch ökologisch vertretbar sein muss. So gibt es künftig eine verbindlich festgelegte Gesamtfläche in Hamburg, die grün bleibt. Alle Naturschutzgebiete sind für jegliche Eingriffe tabu. Bei Flächen mit dem Schutzstatus Landschaftsschutzgebiet oder Biotopverbund wird im Einzelfall ein neuer Tauschmechanismus zum Tragen kommen. Wird eine dieser Flächen für den Wohnungsbau, Verkehrsinfrastruktur oder sonstige Bauprojekte in Anspruch genommen, muss diese verbindlich an anderer Stelle innerhalb der Hamburger Landesgrenzen kompensiert werden.

Fazit: Hamburgs Grünanteil bleibt erhalten. Sollten geschützte Grünflächen bebaut werden, galt bislang bestenfalls die gesetzliche Ausgleichregelung nach dem Bundesnaturschutzgesetz. Mit der jetzigen Vereinbarung muss in Hamburg on Top eine neue, gleichgroße Ersatzfläche ausgewiesen werden.

Aber auch grüne Flächen ohne besonderen rechtlichen Schutzstatus, stehen in Zukunft stärker im Blickfeld. Grünverluste in der Stadt wirken sich messbar auf die Verschlechterung des Naturwertes aus. Um die Naturqualität im gesamten Stadtgebiet zu erhalten, sind daher zwangsweise Verbesserung des Naturzustands an anderer Stelle erforderlich.

Fazit: Hamburgs Naturqualität bleibt erhalten. Mit dieser Regelung ist Hamburg das erste Bundesland und die erste Großstadt, die sich für einen flächendeckenden Schutz der Natur ausspricht und sich zu konkreten und messbaren Zielwerten verpflichtet.

 

 

Naturschutz wird messbar und verbindlicher

 

Neu zum Einsatz kommt eine satellitengestützte Datenerhebung zu versiegelten Flächen. Mit dieser Methode lässt sich detailliert der reale Versiegelungsgrad ermitteln. Die Messung der Naturqualität erfolgt über die flächendeckende Biotopkartierung, ab jetzt alle fünf anstatt bisher alle acht Jahre. Zusätzlich wird es einen jährlichen Statusbericht an die Bürgerschaft geben mit Updates über alle 15 Punkte der Vereinbarung. Damit der Grünschutz verbindlich von unterschiedlichen Akteuren in der Stadt umgesetzt wird, soll der Senat in einem nächsten Schritt einen „Vertrag für Hamburgs Stadtgrün“ mit den Bezirksverwaltungen und allen relevanten „städtischen Institutionen“ schließen, die direkten Zugriff auf Flächen haben.

 

Budget für Hamburgs Natur wird erhöht

 

Insgesamt stellt die Stadt Hamburg für Naturschutzmaßnahmen ab 2021 jährlich zusätzlich 5,8 Millionen Euro zur Verfügung. Für die kommenden zwei Jahre sind bereits bis zu 5,6 Millionen Euro mehr für Hamburgs Grün eingeplant. Zukünftig wird es auch zehn Vollzeitstellen als Ranger (Naturwarte) geben, die sich intensiv um den Schutz der Naturschutzgebiete und des Biotopverbunds kümmern.